Achtsamkeit auf Rädern

…wie eine Busfahrerin mich an Yoga erinnerte

Heute habe ich etwas Besonderes erlebt. Etwas, das mich zum Nachdenken gebracht hat – über Achtsamkeit, Hingabe und den unerwarteten Wegen, auf denen wir Inspiration finden.

Ich saß vorne im Bus, direkt hinter der Fahrerin. Eine Frau, vielleicht Mitte 30. Schon nach wenigen Minuten fiel mir auf, dass ihr Fahrstil anders war als der ihrer männlichen Kollegen. Sie fuhr ruhiger, achtsamer, fast meditativ. An den Zebrastreifen wartete sie geduldig, ließ sich Zeit beim Türschließen, nahm Rücksicht auf die Menschen um sie herum. Es war, als wäre sie vollkommen präsent, ganz im Moment – genau das, was wir im Yoga anstreben.

Ich beobachtete sie und spürte plötzlich eine tiefe Verbindung zwischen ihrer Art zu fahren und dem, was ich in meinen Yogastunden lehre. Achtsamkeit ist nicht nur das, was wir auf der Matte üben. Es ist eine Haltung, die wir in den Alltag tragen – in jede Bewegung, jede Entscheidung, jeden Atemzug.

Und dann passierte etwas Unerwartetes: Ein Gedanke keimte in mir auf. „Wie wäre es, Busfahrerin zu sein?“ Ich musste schmunzeln. Ich, eine Yogalehrerin, und plötzlich fasziniert von diesem Beruf? Doch je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, warum. Busfahren – zumindest so, wie diese Frau es tat – ist nichts anderes als eine bewegte Meditation. Es erfordert volle Konzentration, Gelassenheit und das Bewusstsein, dass jede Handlung eine Wirkung hat. Genau das, was wir im Yoga üben.

Es erinnerte mich daran, dass Achtsamkeit nicht nur in stillen Räumen oder auf der Yogamatte existiert. Sie kann überall sein – auf dem Fahrersitz eines Busses, in einer hektischen Stadt, in der Art, wie wir mit anderen umgehen. Diese Busfahrerin lebte das, worüber wir so oft sprechen: Sei präsent. Sei achtsam. Und mach das Beste aus dem, was du tust.

Vielleicht werde ich keine Busfahrerin. Aber diese Begegnung hat mir gezeigt, dass Achtsamkeit überall möglich ist – wenn wir bereit sind, sie zu sehen.