Faszien – das fühlende Netz unserer Seele
- Nelia Erler
- 5. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Namasté
Wie uns Yoga nach dem Wandern nicht nur körperlich, sondern spirituell berührt.
Es gibt diesen Moment nach einer langen Wanderung – die Stille, wenn man zurückkommt. Der Körper ist müde, aber irgendwie auch weit. Die Schritte hallen noch in den Waden nach, während der Geist langsam zur Ruhe kommt. Und genau dann, wenn du dich auf deine Matte setzt, den Boden unter dir wieder bewusster spürst, merkst du: Da ist noch mehr.
Etwas Tiefes. Etwas, das sich nicht dehnen lässt wie ein Muskel, sondern gefühlt werden will. Willkommen im Reich deiner Faszien.
Faszien — das fühlende Gewebe
Faszien sind das Bindegewebe, das unseren ganzen Körper durchzieht. Wie ein inneres Spinnennetz, das alles miteinander verbindet: Muskeln, Organe, Nerven – aber auch Emotionen, Erinnerungen, Spannungen.
Wenn du nach einer langen Wanderung oder einer intensiven Zeit deines Lebens spürst, dass etwas „zieht“ oder „festhängt“, ist es oft genau dieses Gewebe, das dich ruft.
Nicht laut. Sondern leise. Tastend. Fast spirituell.
Faszien und Spiritualität – eine persönliche Verbindung
Für mich ist Faszienarbeit eine Form von Gebet geworden. Kein dogmatisches, sondern ein körperliches.
Wenn ich mit einem Tennisball sanft über die Fußsohlen rolle – nach einem langen Tag in den Bergen –, spüre ich, wie mein ganzer Körper nach unten sinkt, wie der Atem sich verändert, wie die Gedanken ruhiger werden.
Es ist, als würde mein Körper sagen: “Danke. Jetzt kannst du loslassen.”
Und genau das ist Spiritualität für mich: Die Fähigkeit, in den kleinsten Empfindungen etwas Großes zu erkennen.
Der Tennisball als spirituelles Werkzeug?
Vielleicht klingt es zu einfach. Aber dieser kleine Ball, den du unter deinen Oberschenkel oder zwischen Schulter und Wand legst, wird zu einem Medium der Selbstwahrnehmung.
Du lernst, nicht zu pushen, sondern zu lauschen.
Du spürst, wo du dich festhältst – körperlich und seelisch.
Du rollst nicht nur Verspannungen aus, du öffnest Räume in dir selbst.
Faszienarbeit ist kein “Workout”. Es ist ein “Work-in”.
Yoga für die Faszien – mehr als Stretching
Faszien-Yoga ist sanfter, oft langsamer. Es lädt dich ein, länger in Positionen zu verweilen, dich zu schmelzen statt zu ziehen.
Die Yin-Qualität kommt hier ins Spiel: Hingabe, Erdung, weibliche Energie.
Besonders nach dem Wandern, wenn die äußere Bewegung getan ist, ist diese Art von Praxis wie das Echo deines eigenen Weges.
Du kehrst zurück – nicht nur nach Hause, sondern in dich.
Eine kleine Übung: „Der innere Pfad“
Nimm dir einen Tennisball. Setz dich auf deine Matte, stell die Füße auf.
Lege den Ball unter die rechte Pobacke und rolle ganz langsam, bewusst.
Spürst du die Punkte, die sich verstecken?
Atme dorthin.
Bleib.
Hör zu.
Und dann, ganz still, frage dich:
Was möchte mein Körper mir gerade erzählen?
Die Magie der Langsamkeit
In einer Welt, die dich ständig weiterziehen will, bringt dich Faszien-Yoga zurück zu dir.
Es ist nicht spektakulär. Es ist ehrlich.
Manchmal – wenn ich am Ende einer solchen Praxis einfach nur liege, auf meiner Matte, mit diesem sanften Ziehen in den Faszien, dann spüre ich: Ich bin verbunden. Nicht nur mit meinem Körper. Sondern mit etwas Größerem.
Vielleicht ist es das, was wir suchen – in der Bewegung, im Yoga, im Wandern:
Nicht das Ziel.
Sondern das Gefühl, dass alles verbunden ist.
Du bist kein einzelner Muskel.
Du bist ein ganzes Gewebe.
Ein fühlendes, atmendes, lebendiges Wesen.
Und Faszien-Yoga?
Ist eine Rückkehr zu dieser Wahrheit.
Euere Nelia
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